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Grußworte anlässlich des Festaktes zum 20-jährigen Bestehens der Kurpfalzbibliothek im Alten Schulhaus in Lorsch

Hr. Thilo Figaj, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Lorsch

Vor zwanzig Jahren kam mit der Kurpfalz-Bibliothek eine Perle nach Lorsch. Das bemerkten zunächst nur Eingeweihte und wenige Interessierte. Denn wie es Perlen eigen ist: sie sind zunächst noch unsichtbar. Zur erfolgreichen Zucht bedarf es einiger abgestimmter Voraussetzungen. Da ist zunächst die Muschel. Die war im schön restaurierten alten Schulhaus gegeben. Ein erfolgreicher Perlenfischer war mit Bürgermeister Klaus Jäger zu stelle, er öffnete die Muschel, soll heißen, er stellte das Haus zur Verfügung. Um gute Wachstumsbedingungen brauchte er sich keine Sorgen zu machen, denn: Lorsch ist eine Kulturstadt. Spätestens an der Stelle wurde der erfolgreiche Perlenzüchter sichtbar. Ohne die Initiativen und ohne die jahrelange ausdauernde Hege und Pflege von Professor Leonhard wäre es der kleinen Kulturperle so ergangen, wie ihren Naturvorbildern. Denn nachdem denen der zum Wachstum notwendige Nuklues eingesetzt ist, schaffen es nur dreißig Prozent zu schimmernder Größe. In unserem Fall war der Nukleus das Thema Kurpfalz inmitten des hessischen Rieds. Der Heimat- und Kulturverein hat gerne seinen Beitrag zum Erfolg beigetragen, seit 2 Jahren sind unsere Bestände Regionalliteratur in die Kurpfalzbibliothek integriert und somit für eine breite Öffentlichkeit und wissenschaftliche Forschung verfügbar.

Nicht allen ist bewußt, wie eng Lorsch nach der Ablösung aus 175 Jahren Pfandschaft mit der Kurpfalz verbunden blieb. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg lag die gesamte Region links und rechts des Rheins, vom Neckar bis zum Main, in Schutt und Asche. Allein das pfälzische Weinheim und das wieder mainzisch gewordenen Lorsch blieben von den Verwüstungen verschon. Johann Georg III von Sachsen hatte die Franzosen hier an der Weschnitz aufgehalten, er sammelte mit Unterstützung pfälzischer und mainzischer Bürger seine Truppen und rettete schließlich die Stadt Mainz. Für Mannheim war es zu spät gewesen. Aber deren Bürger organisierten wieder einmal den Neuaufbau der Stadt, und mit ihnen eine jüdische Gemeinde, die zu den bedeutendsten im Reich werden würde. Deren Mitglieder führten – was neu war – ihre Herkunftsorte als Familiennamen ein. Der erste jüdische Vorsteher in Mannheim heiß Samuel Lorsch. Das allein ist eine wunderbare Anküpfung an unser neues gemeinsames Perlen-Projekt: die Dokumentation der Landjudenschaft in der Region. Der heimat- und Kulturverein bedankt sich bei allen Unterstützern des Projektes, beim Magistrat der Stadt Lorsch, dem Verein Kurpfalz und ganz besonders bei der Heinrich-Vetter-Stiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung unserer Arbeit. Seien Sie versichert, es ist ein lohnendes Investment in den Glan unserer Perlen.

Lorsch, 30.10.2022